Blog zu Psychiatrie und Psychotherapie

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Abhängigkeit / Sucht

Der Begriff „Sucht“ wurde von der WHO durch den Begriff „Abhängigkeit“ ersetzt.

Traditionell wurden Abhängigkeiten in stoffgebunden und nichtstoffgebunden eingeteilt.

Zu den letzteren lässt sich sagen, dass praktisch jedes menschliche Verhalten zur Abhängigkeit führen und süchtig entgleisen kann. So lassen sich neben den Klassikern: Spielsucht, Arbeitssucht, Kleptomanie und Pyromanie zum Überspielen von Konflikten und Problemen noch weitere benennen wie bspw. Sexsucht, Putzsucht, Sportsucht, Fernsehsucht und Internetsucht.

Bzgl. der stoffgebundenen Abhängigkeiten unterscheidet die WHO 7 sog. Prägnanz-Typen

  • Morphin- Opiat-Typ
  • Barbiturat-Alkohol-Typ
  • Kokain-Typ
  • Cannabis / Marihuana-Typ
  • Amphetamin-Typ
  • Halluzinogen-Typ
  • Khat-Typ – der nur im Jemen und in Ost-Afrika von Bedeutung ist.

Diese Einteilung fasst in den jeweiligen Gruppen die Stoffe zusammen, die hinsichtlich Vergiftungs- und Entzugserscheinungen sehr ähnlich sind.

ADHS

ADHS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit Hyperaktivität. Weitere Bezeichnungen sind: Hyperkinetisches, hypermotorisches oder auch Zappelphilipp-Syndrom. ADHS gehört in Deutschland mit ca. 4% zu den häufigsten kinder- und jugendpsychiatrischen Störungen, wobei Jungen sechsmal häufiger betroffen sind als Mädchen. Der Beginn liegt in den ersten fünf Lebensjahren

Die Diagnose erfordert das eindeutige Vorliegen eines abnormen Ausmaßes von Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Unruhe, das situationsübergreifend und andauernd ist. Weitere Begleitmerkmale können sein: Distanzlosigkeit, Missachtung sozialer Regeln und eine erhöhte Unfallhäufigkeit

ADHS-Betroffene haben etwa 4mal häufiger Suchtprobleme und werden auch überdurchschnittlich häufig straffällig. Im Erwachsenenalter lässt oftmals der motorische Bewegungsdrang nach, dafür können Stimmungsschwankungen und auch Schusseligkeit eine größere Relevanz bekommen.

Alkoholismus

Der Alkoholismus ist in Deutschland das sozialmedizinische Problem Nr. 1.
Durch Fehlzeiten am Arbeitsplatz, herabgesetzte Arbeitsleistungen, Alkohol verursachte Verkehrs- und Betriebsunfälle sowie direkte und indirekte Krankheits- und Behandlungskosten entstehen Staat und Gesellschaft wirtschaftliche Belastungen von jährlich rund 50 Milliarden Euro.

Bei der Mehrheit krimineller Delikte ist Alkohol maßgeblich beteiligt, wie auch bei Suiziden und Suizidversuchen.

Mit einem Konsum von umgerechnet fast 10 Liter reinem Alkohol pro Kopf und Jahr und einer Abhängigkeitsrate von 3 bis 5% der Gesamtbevölkerung gehört Deutschland zur Weltspitze, wobei Männer 3mal so oft betroffen sind wie Frauen.

Die Lebenserwartung ist stark reduziert. Pro Jahr sterben in Deutschland mehr als 40.000 Menschen vorzeitig an den Folgen des Alkoholkonsums. In Zahlen nicht fassbar sind das persönliche Leid und die negativen Folgen für das Individuum und seine Angehörigen.

Alkoholismus Grenzwerte

Deutschland nennt offizielle Grenzwerte für einen risikoarmen Alkoholkonsum.
Unter der Maßgabe, dass an zwei Tagen pro Woche kein Alkohol getrunken wird,

  • liegt dieser bei Frauen bei 12 Gramm reinem Alkohol pro Tag. Das entspricht 0,3l Bier oder 0,1l Wein bzw. Sekt oder 4cl Schnaps.
  • Bei Männern liegt der Wert genau doppelt so hoch: 24 Gramm reiner Alkohol pro Tag. Das entspricht 0,6l Bier oder 0,2l Wein bzw. Sekt oder 8cl Schnaps.

Oberhalb dieser Grenzen steigt das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen.
Die Mengenunterschiede resultieren aus dem geringeren Flüssigkeitsgehalt des Körpers der Frau. Die gleiche Menge würde also zu einem höheren Alkoholgehalt im Blut führen.

Angst- und Panikstörungen

Angst ist zunächst erst einmal eine sehr sinnvolle Reaktion, die sich nicht nur beim Menschen, sondern weitgehend in der gesamten Tierwelt findet. Zu einem Problem wird sie dann, wenn sie im Übermaß auftritt oder in Situationen, die keine Gefahr bedeuten.

Unter dem Oberbegriff Angst- und Panikstörungen werden mehrere Erkrankungsformen zusammengefasst, die durch unterschiedliche Erscheinungsweisen der Angst geprägt sind. Die wesentlichen Formen sind die frei flottierende Angst, die phobische Angst sowie die Panik. Die Symptomatik umfasst in der Regel sowohl seelische als auch körperliche Beschwerden.

Die Betroffenen erleben ihre nicht real begründeten Ängste als so bedrohlich, dass sie die auslösenden Situationen voller Angst ertragen oder zunehmend vermeiden. Die Angstbewältigung durch Vermeidung schränkt den persönlichen Lebensraum und die sozialen Kontakte ein.

Angststörungen, die nicht selten mit Depressionen, Medikamenten- und/oder Alkoholmissbrauch und eventuell folgender Abhängigkeit verbunden sind, treten im Allgemeinen häufiger bei Frauen als bei Männern auf.

Anorexia nervosa (Magersucht)

Die Anorexia nervosa ist durch einen absichtlich herbeigeführten Gewichtsverlust charakterisiert. Am häufigsten beginnt diese Störung bei heranwachsenden Mädchen bzw. jungen Frauen zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr.

Es liegt eine Unterernährung unterschiedlichen Schweregrades vor, in Einzelfällen sogar mehr als 50% des eigentlich zu erwartenden Gewichts. Der Body-Mass-Index liegt unter 17,5.  Sekundär führt dies meist zu erheblichen endokrinen und metabolischen Veränderungen und körperlichen Funktionsstörungen, wie: Menstruationsausfall, Kaliummangel, Hypotonie und Obstipation.

Über die stark eingeschränkte Nahrungsauswahl hinaus, finden sich sehr häufig:

  • übertriebene körperliche Aktivitäten
  • selbstinduziertes Erbrechen und Abführen
  • sowie der Gebrauch von Appetitzüglern und Diuretika

Die Mortalitätsrate der Anorexia nervosa liegt bei ca. 16 %. Mit anderen Worten: Jede sechste Person die an Magersucht erkrankt, stirbt an den direkten oder indirekten Folgen dieser Erkrankung.

Anpassungsstörungen

Anpassungsstörungen sind Störungen in der Anpassung eine neue veränderte Lebenssituation. Dieser, früher auch als pathologische Trauerreaktion bezeichnete Zustand ist zumeist auf Tod oder Trennung eines nahen Menschen oder Tieres zurückzuführen.
Kann aber auch in einem größeren Entwicklungsschritt oder einer Krise bestehen, wie: Schulbesuch, Elternschaft, Misserfolg, Erreichen eines ersehnten Zieles und Ruhestand.

Die Symptomatik ist sehr unterschiedlich und umfasst depressive Verstimmung, Angst, Besorgnis nicht zurechtzukommen und Einschränkung bei der Bewältigung der täglichen Routine.

Handelt es sich bei den Betroffenen um Jugendliche, kommt es eher als bei anderen Altersgruppen zu aggressiven Durchbrüchen und dissozialem Verhalten.

Handelt es sich um Kinder, treten gehäuft regressive Phänomene auf, die sich im Wiederauftreten von Bettnässen, Babysprache oder Daumen-lutschen zeigen.

Die Störung beginnt im Allgemeinen innerhalb eines Monats nach Beginn der Belastungssituation und hält meist nicht länger als 6 Monate an.

Asperger-Syndrom

Diese erstmals 1943 von Hans Asperger beschriebene Störung ist eine leichtere sehr variantenreiche Form des Autismus. Man spricht auch von einer Extremvariante der schizoiden Persönlichkeitsstruktur. Die Kontaktstörung zeigt sich vor allem in situativ sehr unangepasstem Verhalten, das sich um die Belange der als störend empfundenen Umwelt in keiner Weise kümmert.

Ein typischer Asperger-Autist hat Spezialgebiete, wie: Natur, Kunst oder Rechnen, in denen er bereits im Einschulungsalter durchschnittlichen Erwachsenen deutlich überlegen ist. Im Gegensatz zum Kanner-Autisten ist die Sprachfähigkeit normal oder besonders gut ausgebildet. Viele Asperger sprechen bereits, bevor sie laufen können. Die Intelligenz ist durchschnittlich oder überdurchschnittlich. Diese Störung unterscheidet sich vom Kanner-Autismus durch fehlenden Entwicklungsrückstand der Sprache und der kognitiven Entwicklung. Diese Störung, von der Jungen 8mal so häufig betroffen sind, hat eine relativ günstige Prognose.