Die Schematherapie – eine Weiterentwicklung der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) – ist eine integrative und emotionsfokussierte Therapiekonzeption. Sie bedient sich eines psychodynamischen Erklärungs- und Störungsmodells, erachtet eine qualitativ hochwertige Beziehungsgestaltung als wesentlich und arbeitet methodisch in erster Linie mit Interventionen der Gestalttherapie und der Hypnotherapie.
Die Etablierung der Schematherapie führte innerhalb der verhaltenstherapeutischen Grundströmung zur so genannten emotionalen Wende. Die Schematherapie ist gewissermaßen empirische Innere-Kind-Arbeit.
(der folgende Text ist urheberrechtlich geschützt. Er entstammt dem Werk: Christoph Mahr (2018) Praxishandbuch Integrative Psychotherapie. Ein methodenorientiertes und wegweisendes Grundlagenwerk. Heidelberg: Springer.)
Ausgangspunkt für die Entwicklung der Schematherapie war der Umstand, dass die KVT zwar im Bereich der Angst- und Panikstörungen einschließlich der Phobien, bei Essstörungen, bei sexuellen Störungen und bei verschiedenen Depressionsformen mit wirksamen Methoden aufwarten und gute Behandlungserfolge realisieren konnte, jedoch für den klinisch relevanten Bereich der Persönlichkeitsstörungen nur sehr unzureichend aufgestellt war.
So wurde die Schematherapie ab Ende der 1980er-Jahre von dem US-amerikanischen Psychologen und Psychotherapeuten Jeffrey E. Young (*1950) entwickelt und 1990 veröffentlicht.
Der zentrale und namengebende Begriff der Schematherapie ist das so genannte Schema. Der Schemabegriff findet sich in vielen wissenschaftlichen Disziplinen und Anwendungsbereichen, insbesondere in der Psychotherapie, und hat daher zahlreiche Bedeutungen. Innerhalb des vorliegenden Kontextes ist ein Schema ein stabiles Muster, das zumeist in der Kindheit entstanden ist. Es gibt der betreffenden Person Orientierung und prägt deren Selbstbild.
Für die Therapie sind dabei die Schemata von Bedeutung, die aufgrund schädigender Kindheitserlebnisse entstanden sind – so genannte maladaptive Schemata – und die der betreffenden Person im späteren Leben Probleme bereiten und/oder für Persönlichkeitsstörungen ursächlich verantwortlich sind.
Ziel einer Schematherapie – die sich auch als wissenschaftlich fundierte Innere- Kind-Arbeit bezeichnen ließe – ist es, Menschen zu helfen, ihre Persönlichkeit positiv zu beeinflussen und in eine gewünschte Richtung zu verändern. Ein Therapieansatz, der bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen gute Ergebnisse hervorbringt, funktioniert verständlicherweise allemal, wenn das angestrebte Ziel des Klienten lediglich eine Persönlichkeitsentwicklung ist.
Die Interventionen, die die Schematherapie nutzt, sind zum einen die aus der Gestalttherapie stammende Stühle-Arbeit und zum anderen das Rescripting, das auch große Imagination genannt wird – eine Methode, die ihren Ursprung in der innovativen Fallstudie „Der Februarmann“ von Milton H. Erickson hat. Beide Methoden, die Stühle-Arbeit und das Rescripting, eignen sich exzellent zum aktiven Nachbeeltern, das innerhalb der Schematherapie Limited Reparenting (begrenztes Nachbeeltern) genannt wird. Bei der Bearbeitung von Verletzungen kindlicher Grundbedürfnisse kommt dem aktiven Nachbeeltern, als wichtiger Teilaspekt der Haltung des Therapeuten und seiner Beziehungsgestaltung, eine herausragende Rolle zu. Des Weiteren bedient sich die Schematherapie verschiedener, zumeist aus der Kognitiven Verhaltenstherapie stammender veränderungsstabilisierender Instrumente wie beispielsweise Tagebüchern, Hausaufgaben, Rollenspielen und/oder Selbstinstruktionen.