Integrative Psychotherapie (IPT)
Die IPT ist ziel-, lösungs- und ressourcenorientierter Therapieansatz, der emotionsfokussiert ist und eine Emotionstheorie anbietet. Weiterhin rückt die IPT den Willen stark ins Zentrum der Aufmerksamkeit, verfügt über ein gut nachvollziehbares Erklärungs- und Störungsmodell und integriert durch ihr umfassendes Menschenbild alle psychotherapeutischen Grundströmungen, inklusive existenzphilosophischer Betrachtungen.
(der folgende Text ist urheberrechtlich geschützt. Er entstammt dem Werk: Christoph Mahr (2018) Praxishandbuch Integrative Psychotherapie. Ein methodenorientiertes und wegweisendes Grundlagenwerk. Heidelberg: Springer.)
Als Theorieüberbau bedient sich die IPT der schulen- und methodenübergreifenden psychotherapeutischen Wirkfaktoren, so wie sie von dem Psychotherapieforscher Klaus Grawe beschrieben wurden. Die fünf Wirkfaktoren – Therapeutische Beziehung, Ressourcenaktivierung, Problemaktualisierung, Motivationale Klärung und Problembewältigung – sind die übergeordneten Elemente, durch die Behandlungserfolge realisiert werden. Daher lassen sie sich auch als Kern integrativen Denkens und Handelns verstehen.
Wenn man die Psychotherapie in ihrer ganzen Bandbreite nutzen will, braucht man auch eine theoretische Grundlage, die in ihrer Reichweite über die der einzelnen therapeutischen Ansätze hinausgeht (Grawe 2000, S. 720).
Wenn wir die Psychotherapie aus dieser Meta-Perspektive betrachten, stellt sich nicht mehr die Frage, welches Therapieverfahren besser oder schlechter ist, sondern welches Verfahren bezüglich eines oder mehrerer Wirkfaktoren besonders viel zu bieten hat.
Die Grawe’schen Wirkfaktoren liefern ein funktionales und gut vermittelbares System, einen kompakten und nachvollziehbaren Rahmen, der es ermöglicht, die Gesamtheit aller therapeutischen Interventionen entsprechend ihrer Gewichtung einzusortieren. Zugleich sind die Wirkfaktoren eine ausgesprochen gute Orientierungshilfe, welche für mehr Klarheit sorgt, was der Therapeut und warum er im Einzelnen dieses oder jenes tut.
Die IPT verfügt über ein ausgewogenes Spektrum unterschiedlicher Modelle, Methoden und sonstiger Interventionen aus verschiedenen Therapieverfahren, die entsprechend ihrer Gewichtung – ihres im Vordergrund stehenden Wirkprinzips – den einzelnen Wirkfaktoren zugeordnet sind.
Unter integrativer Psychotherapie verstehe ich den Versuch, die Gesamtheit der in der Psychotherapie entwickelten Möglichkeiten zum Wohle der einzelnen Klienten zu nutzen – eine nicht mehr von Grenzen durchzogene Psychotherapie (Grawe 2000, S. 720).
Nimmt man die Erkenntnisse der Forschung ernst und will die Psychotherapie modernisieren und betreiben – und dies, vor einem ganzheitlichen, ethischen und auch ökonomischen Hintergrund –, dann muss man integrativ denken und handeln und Interventionen aus ganz unterschiedlichen Denkrichtungen und Verfahren miteinander kombinieren. Nur eine Zusammenarbeit der verschiedenen Richtungen der Psychotherapie wird zu optimalen Behandlungseffekten führen (Frankl 1999, S. 192). Therapeuten sollten sich so aufstellen, dass sie flexibel auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Klienten reagieren können. Nicht nur Vernunft und Professionalität, sondern auch Logik und Weitsicht verlangen danach, verschiedene Modelle und Methoden sinnvoll zusammenzuführen und in ein System zu integrieren, um so den unterschiedlichen Belangen seiner Klienten gerecht werden zu können.
Die Wirklichkeit menschlichen Daseins ist viel zu groß und jeder Mensch hat seine eigene innere unverwechselbare Welt, ist zu einzigartig, um ihn mit allen anderen über ein und denselben Kamm zu scheren, mit allen anderen in dieselbe Schublade zu packen und ihn mit diesem einen, alle glücklich machenden Konzept erfassen zu wollen.
Darüber hinaus liefert das alles überspannende System der Wirkfaktoren einen ebenso geordneten wie offenen Rahmen, um jedwede weitere nützliche Intervention entsprechend ihrer Wirkfaktorengewichtung zu integrieren. Jeder Therapeut, Berater, Coach, Helfer, jeder, der sich dieses Systems bedient, kann die Methoden, mit denen er bereits arbeitet, widerstandsfrei in dieses Therapiemodell einfügen, ohne sein bisheriges Handlungskonzept zu verlassen oder gar zu verraten. Die IPT macht keinerlei Vorschriften bezüglich der Erweiterung und Integration anderer gegenwärtiger und zukünftiger Interventionen, sie spricht vielmehr eine Einladung aus: Jeder kann und soll das Seine mitbringen.
Ich denke, es besteht keinerlei Zweifel daran, dass der Mensch und nicht das Verfahren im Mittelpunkt stehen sollte. Will ein Therapeut dieser Tatsache gerecht werden, ist es zwingend erforderlich, dass er sich so aufstellt, dass er flexibel auf die individuellen Bedürfnisse seiner Klienten reagieren kann. Letztendlich kann es nur darum gehen, all das nutzbar zu machen, was ethisch und ökonomisch geeignet ist, einen Menschen bei seinen angestrebten Veränderungen zu unterstützen. Folglich verlangen nicht nur Vernunft und Professionalität, sondern auch Logik und Weitsicht danach, verschiedene Modelle und Methoden sinnvoll miteinander zu kombinieren, sie so zusammenzuführen und in ein System zu integrieren, dass der Therapeut den unterschiedlichen Belangen seiner Klienten so umfassend wie möglich gerecht werden kann.
Bei den Therapieverfahren, deren Methoden, Modelle, Ideen und sonstige Interventionen in der IPT integriert sind, handelt es sich unter anderem um die: Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Hypnotherapie, Schematherapie, Logotherapie, systemische Therapie sowie das NLP und EMDR.
Durch die Wirkfaktorenausrichtung wurde ein Raum geschaffen, in dem sich der Therapeut, der Coach, der Berater, der Helfende theoretisch und praktisch orientieren und zugleich gedanklich und handelnd bewegen und ausbreiten kann. Ein Raum, der zu einer neuen Art des Denkens und Handelns anregt.
Die Geschichte der Psychotherapie lehrt uns, offen zu sein, uns auf Neues einzulassen und unbekanntes Terrain zu betreten. So sind die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung, unsere Bewusstseinsentwicklungen, Entdeckungen, kreativen Schöpfungen, Innovationen, der Zeitgeist und vieles mehr der Nährboden für weitere Entwicklungen – für die Psychotherapie von morgen und übermorgen. Integration gehört dabei zu den wesentlichen Aspekten, durch die sich Fortschritt und Entwicklung vollziehen.
Jede Generation baut die Straßen, auf denen die nächste fährt (japanisches Sprichwort).
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